Finanzexperten mit Weitblick
Der Kapitalmarkt wird von Anlegern vorwiegend genutzt, um ihr Geld zu schützen und zu vermehren. Auch die Superreichen tummeln sich auf dem Börsenparkett, um ihr Vermögen mithilfe des Aktienhandels weiter zu vergrößern. Dabei agieren die Finanzexperten mit dem nötigen Weitblick, sowohl bei langfristigen Investitionen als auch bei kurzfristigen Trades. Sie handeln überlegt, haben Geduld und halten auch zum Teil starke Kursschwankungen aus. Erfolgreiche Finanzexperten haben ihre Emotionen im Griff – und das ist auch einer der wichtigsten Aspekte in Puncto Money Mindset, den unser Finanzexperte Henning Henke seinen Mitgliedern im Finanzcoaching mit auf den Weg gibt.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über Großinvestoren, die sich als Finanzexperten weltweit einen Namen gemacht haben. Erfahre mehr über die Männer und wie sie sich ihre Vermögen aufgebaut (und gesichert) haben.
Warren Buffett: Das Orakel von Omaha
Wir starten mit Warren Edward Buffett, 1930 in Omaha, Nebraska, geboren, der unter den Großinvestoren nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der bekannteste ist. Mit einem Vermögen von rund 90 Mrd. US-$ gehört er zur Top 10 der weltweit reichsten Menschen. Reich wurde Buffett nicht im klassischen Sinne, sondern nahezu ausschließlich durch den Handel mit Aktien. So hat er insbesondere in Unternehmen investiert, die seiner Meinung nach wertvoller als ihr angegebener Börsenwert waren. Sein erfolgreicher Weg als Investor hat ihm den Namen „das Orakel von Omaha“ eingebracht.
Schon in frühen Jahren zeigte sich sein unternehmerisches Talent. Als Sohn eines Brokers erwarb Buffett seine ersten Wertpapiere mit elf Jahren, nämlich Vorzugsaktien des Unternehmens Cities Service, die er später mit $1.75 Gewinn je Aktie weiterverkaufte. Zuvor übte er sich im Verkauf. So kaufte er Sixpacks mit Coca-Cola-Flaschen günstig ein, um die Einzelflaschen teurer weiterzuverkaufen und so einen Gewinn von mehr als 50 Prozent zu erwirtschaften. Der Untertitel seines Abschluss-Jahrbuch-Fotos lautete: „Mag Mathe, ein zukünftiger Börsenmakler.“ Die Folge: Warren Buffett wurde 1962 zum Millionär.
Sein wohl berühmtestes, weil laut eigener Aussage schlechtestes, Investment war 1956 in Berkshire Hathaway. Mit seiner kurz zuvor gegründeten Kommanditgesellschaft Buffett Partnership, Ltd kaufte er die damalige Textilfabrik und baute sie später zu einem breit gefächerten Beteiligungskonzern aus. Als Vorsitzender ist er bis heute der größte Anteilseigner.
Es ist bekannt, dass Warren Buffett ein genügsamer, sehr sparsamer Mensch ist. Eines seiner vielen weisen Zitate lautet: „Spare nicht, was nach den Ausgaben übrigbleibt, sondern gebe aus, was nach dem Sparen übrigbleibt.“. Es scheint, dass sich Buffett selbst sehr genau an dieses Motto hält. Bestes Beispiel: Bis heute lebt er in dem Haus, das er Ende der 1950er Jahre für einen mittleren fünfstelligen Dollar-Betrag kaufte.
Seine größte Leidenschaft – und sicher auch eines seiner Erfolgsgeheimnisse – ist das Lesen. Beschreibt Buffett seinen Arbeitsalltag, so besteht dieser größtenteils aus Lesen und Weiterbildung. „Die wichtigste Investition, die du machen kannst, ist in sich selbst.“ Treffsicher und wunderbar auch auf unser Finanzcoaching anwendbar.
Buffett engagiert sich zudem sehr stark für wohltätige Zwecke. Gemeinsam mit Bill Gates rief er 2009 die Kampagne The Giving Pledge ins Leben, die andere Milliardäre zum Spenden ihres Vermögens aufruft. Er selbst hat sich dazu verpflichtet, 99 Prozent seines Gesamtvermögens zu spenden.

Peter Lynch: Der diversifizierende Logiker
Geboren 1944 in Newton, Massachusetts, legte Peter Lynch schon während seines Psychologie-, Geschichts- und Philosophie-Studiums den Grundstein für seine Finanz-Karriere. Schon als Zehnjähriger verdiente er sein Geld als Caddy im Country Club seiner Heimatstadt, wo er als Student schließlich wichtige Kontakte knüpfen konnte. Diese ermöglichten ihm im Jahr 1966 ein Praktikum beim Vermögensverwalter Fidelity, bei dem Lynch später als Forschungsdirektor und anschließend selbst als Fondsmanager arbeitete.
1977 wurde ihm der Investmentfonds Magellan Fund anvertraut, dessen Anteile zu diesem Zeitpunkt einen Wert von 18 Millionen US-Dollar hatten. Rund sechs Jahre später war das Vermögen des Fonds auf eine Milliarde angewachsen, weitere sieben Jahre später auf mehr als 14 Milliarden US-Dollar. Im Laufe der 13 Jahre, in denen Lynch als Fondsmanager agierte, erreichte er eine Rekord-Rendite von jährlich 29,2 Prozent. Seine Devise lautete dabei immer: Logik und Diversifikation. Dabei nutzte Lynch stets seine umfassenden Branchenkenntnisse und fächerte das Portfolio entsprechend breit.
Das Thema Diversifikation spiegelte sich auch in seinem eigenen Portfolio wider. So hielt Lynch zeitweise selbst rund 1.300 Aktien. Eine seiner ersten Aktien war die von Dunkin‘ Donuts. Als Stammkunde in jungem Alter begeisterte ihn neben den vielen Donut-Varianten insbesondere das Geschäftsmodell. Grundsätzlich handelte er immer sehr vernunftorientiert und diszipliniert, aber auch überaus flexibel. Er investierte nie in ein Unternehmen, dessen Ansätze er nicht verstanden hat. Nach seiner Strategie kaufte er auch gerne Aktien, die bei anderen Anlegern eher unbeliebt waren, die aber gute Voraussetzungen mitbrachten, um ein langfristiges Investitionsziel zu verfolgen.

1990 – also als der Magellan Fund 14 Milliarden US-Dollar wert war – trat Peter Lynch in den Ruhestand. Ähnlich wie Buffett ist auch Peter Lynch caritativ sehr engagiert. So hat er eine Stiftung gegründet, die Bildungseinrichtungen für Kinder unterstützt und fördert.
André Kostolany: Der Börsenguru
Der 1906 in Budapest geborene André Bartholomew Kostolany entstammte einer wohlhabenden jüdischen Industriellenfamilie. Ursprünglich wollte er in Wien Kunstkritiker werden, kam aber dem Wunsch seines Vaters nach und ging Mitte der 1920er Jahre bei einem befreundeten Börsenmakler in Paris in die Lehre. Während dieser Zeit spekulierte Kostolany viel und setzte vermehrt auf fallende Kurse. Als die Pariser Börse zusammenbrach, kam der Reichtum – den er kurze Zeit später auch wieder verlor.
So kam es, dass Kostolany nach seinem Volontariat und ersten Erfahrungen als Spekulant an der Börse zunächst bei der Maklerfirma Amerongen & Compagnie arbeitete, bis er 1940 aufgrund des Zweiten Weltkrieges Paris verlassen und in die USA flüchten musste. Ein Jahr später, nach Erhalt der amerikanischen Staatsbürgerschaft, arbeitete er als Generaldirektor und Präsident der Investmentfirma G. Ballai and Cie Financing Company, bei der er zugleich Hauptaktionär war. Anfang der 1950er Jahre kehrte Kostolany nach Europa zurück. Zu diesem Zeitpunkt war er mehrfacher Millionär, auch weil er wilden Spekulationen wie in seiner Anfangszeit an der Börse den Rücken kehrte.
Gemeinsam mit seiner Frau lebte er abwechselnd in Paris, München und an der Côte d'Azur. 1971 gründete er gemeinsam mit dem Fondsmanager Gottfried Heller die Vermögensverwaltung Fiduka mit Sitz in München, die zu den ältesten deutschen Vermögensverwaltungen zählt.

Im September 1999 starb Kostolany und hinterließ ein breites Portfolio an Börsen-Literatur.
Mit seinen insgesamt 13 Büchern, manche davon auch als Börsen-Bibel betitelt, und zahlreichen Kolumnen in einschlägigen Finanzmagazinen erlangte er schon zu Lebzeiten den Ruf als Börsenguru. Humorvoll und geistreich lehrte er, wie die Börse funktioniert. Noch heute wird er häufig von anderen Finanzexperten zitiert. Im Folgenden eines seiner eingängigsten Zitate:
„Wer viel Geld hat, kann spekulieren, wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren, wer kein Geld hat, muss spekulieren.“
Kostolanys Investmentphilosophie verfolgte den Ansatz, sich sehr intensiv mit den jeweiligen Unternehmen auseinanderzusetzen, insbesondere inhaltlicher Natur. Wie auch Peter Lynch und Warren Buffett wollte er stets verstehen, wofür ein Unternehmen steht und was es macht. In seinem posthum erschienenen Buch „Die Kunst über Geld nachzudenken“ stellte er die grundlegenden Börsen-Mechanismen dar. Ein Klassiker, den auch wir als Buchtipp unbedingt hervorheben.
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